Ein Paartherapeut erklärt: Wann bin ich bereit für eine neue Beziehung?
Shownotes
Egal, wie schmerzhaft eine Trennung ist: Irgendwann bahnt sich dann doch wieder eine neue Beziehung an. Aber wie merke ich, ob ich dafür bereit bin? Und wann wird Eifersucht zum Problem? Das erklärt uns der Paar- und Sexualtherapeut Markus Breitenbacher.
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00:00:08: Heiß
00:00:09: und innig, der intime Podcast des Verlags Nürnberger Presse.
00:00:18: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Heiß und Innig, dem intimen Podcast des Verlags Nürnberger Presse.
00:00:24: Mein Name ist Christian Urban.
00:00:26: Und mein Name ist Veronica Ibanjes.
00:00:29: Wir haben heute mal wieder einen spannenden Gast da.
00:00:32: Und zwar den Herrn Markus Breitenberger.
00:00:34: Er ist Partherapeut in München und legt seine Schwerpunkte unter anderem auch auf die Themen Eifersucht, Fremdgehen und polyamoröse Beziehungen.
00:00:44: Willkommen, wir freuen uns, dass du da bist.
00:00:47: Hallo Veronica, hallo Christian, grüßt euch.
00:00:51: Meine einen Stiegsfrage wäre jetzt direkt.
00:00:53: Oft heißt es ja, wenn man in eine neue Beziehung startet, sollte man am besten mit der Alten schon abgeschlossen haben.
00:01:01: Stimmt das und ist es überhaupt realistisch?
00:01:04: Ja, es ist eine Idealvorstellung, würde ich sagen.
00:01:07: Also idealerweise sollte man mit der alten Beziehung abgeschlossen haben.
00:01:14: Es ist jedoch so, dass dieses abgeschlossen.
00:01:17: stellt sich natürlich auch die Frage, was heißt das überhaupt und woran erkenne ich das überhaupt.
00:01:22: Es ist ja erst mal wie so ein wages Gefühl und ein Wunsch und eine Vorstellung, aber dann zeigt sich dann doch manchmal, dass es eben doch nicht ganz so abgeschlossen ist.
00:01:32: Und ja, abgeschlossen, so würde ich sagen, ist, wenn ja, wenn mein Partner, meine Partnerin, die alte Beziehung nicht ständig thematisiert oder auch nicht zu häufig thematisiert, wenn auch die emotionale Reaktion auf den Ex-Partner nicht mehr so stark ist.
00:01:53: Das heißt, daran kann ich erkennen, wenn nicht mehr ständig darüber gesprochen wird, wenn nicht so emotional darüber gesprochen wird.
00:01:59: Und was natürlich für die meisten auch sehr wichtig ist, wenn ich wiederholt Kontaktversuche aufgenommen werde mit dem Ex-Partner, mit der Ex-Partnerin.
00:02:09: Aber wir sprechen jetzt von so einer Idealvorstellung.
00:02:11: Ich meine, zumindest in meiner Praxis in der Begegnung mit Menschen sieht es dann doch oft ganz anders aus.
00:02:17: Zum Beispiel, wenn Kinder mit am Bord sind aus der alten Beziehung, aus der ersten Beziehung oder dann... habe ich natürlich Kontakt auch mit der Ex-Partnerin oder mit dem Ex-Partner.
00:02:31: Und oder wenn zum Beispiel meine Ex-Partnerin gerne sich noch in einer freundschaftlichen Beziehung mit mir irgendwie verbinden möchte, wie ist es dann?
00:02:45: Das sind also diese Zwischenstufen, die es ja meistens geht.
00:02:49: Wenn es so idealerweise laufen würde, dann würden die Menschen auch nicht zu mir kommen.
00:02:52: Ich habe meistens dann die... den Einblick in die Situationen, wo es eben nicht ganz so geschmeidig läuft.
00:03:00: Auf jeden Fall.
00:03:02: Jetzt hattest du von Freundschaften zur Ex-Partner in den gesprochen.
00:03:08: Wann oder ab wann würdest du den dazu raten?
00:03:11: Oder lässt sich das gar nicht so einfach sagen?
00:03:14: Na ja, ganz grundsätzlich vielleicht auch noch mal so ein bisschen als Ergänzung zur vorherigen Frage und auch auf deine jetzige Frage.
00:03:20: Ich finde, dass man sich zwischen zwei Partnerschaften nicht macht, einfach die Erfahrung.
00:03:25: Es macht sehr viel Sinn und es ist sehr weniger konfliktreich, wenn man sich Zeit nimmt zum Reflektieren nach einer beendeten Beziehung.
00:03:34: Und wir leben aber heute in einer Zeit, wo durch viele Möglichkeiten und ja, oft auch durch eigene emotionale Bedürfnisse, manchmal aber auch eine Not, sofort wieder in eine neue Partnerschaft gestartet wird oder eben, die ja schon besteht, wenn ich noch in der eigentlichen Beziehung bin.
00:03:53: Also mein Meine Erfahrung ist, sich Zeit zu nehmen, zum Reflektieren, zum Heilen auch von schmerzhaften Erlebnissen und auch so ein bisschen zum Entlieben, wenn noch Gefühle da sind, weil es ist ja auch so, dass manchmal wirklich eine Beziehung beendet wird und das sehe ich gar nicht so selten, wo wirklich noch Liebe da ist und es aber keine Möglichkeit mehr zu geben scheint und auch oft da nicht mehr gibt, miteinander den Weg weiterzugehen.
00:04:25: Also Zeit nehmen ist auf jeden Fall hilfreich, damit der neue Partner, die neue Partnerin auch nicht als so eine Art Trostpflaster sozusagen herhalten muss.
00:04:36: Das wäre zum einen unfair ganz klar und auf Dauer funktioniert das auch überhaupt gar nicht.
00:04:42: Du hast gerade diesen Prozess des Entliebens genannt.
00:04:45: Ich habe die Erfahrung gemacht, auch selber schon, wenn eine Beziehung endet, dann habe ich gemerkt, dass ich dazu neige, Nach dem Ende der Beziehung, die guten Momente zu romantisieren, also all das, was schön war, was toll war, während ich gleichzeitig dann da zum Neige auch oder geneigt habe, die Aspekte oder die Teile zu verdrängen, die letztlich zum Ende der Beziehung geführt haben, was das entleben natürlich erst mal ein bisschen schwierig macht, weil dann, also es erscheint die Vergangenheit so ein bisschen in Bomberungfragen, also wie kann man sowas umgehen, oder wie geht man mit sowas um?
00:05:18: Ja, für mich stellt sich... also wie geht man damit um, ist für mich erstmal auch hilfreich zu verstehen, warum ist das denn so, wenn es so ist, wie du es gerade darstellst, dass man eher so habe ich es jetzt verstanden, die positiven Gefühle in den Vordergrund stellt und das, was nicht so gut gelaufen ist, dann eher vergisst vielleicht.
00:05:38: So habe ich dich verstanden, Christian, ja?
00:05:39: Ist das richtig?
00:05:40: Ja, okay.
00:05:41: Also erstmal hilft es natürlich total dabei, selber diesen Reflexionsprozess, den eigenen, der auch manchmal sehr schmerzhaft ist, den abzukürzen.
00:05:50: Weil wenn ich da nochmal genau hinschaue, was da zu einer Trennung vielleicht geführt hat, dann komme ich natürlich auch mit ganz vielen Themen in Kontakt, die mein eigenes, ja, meine eigenen Grenzen auch aufzeigen, wie viel Raum ich auch habe für emotionale, schwierige Erfahrungen.
00:06:13: Also einmal wäre das für mich ein Grund, der dazu führt, dass ich eher die positiven Dinge in vordergrund stelle.
00:06:22: Zum anderen ist es natürlich evolutionsbiologisch total hilfreich, weil ich glaube, dass einfach die Menschen, die eher optimistisch durch die Welt gehen und sagen, okay, das ist schief gelaufen und ich konzentriere mich aber auf die ganz positiven Dinge, die nehme ich mit, dass die einfach einen gewissen Vorteil auch in diesem Leben haben.
00:06:43: Ich bin nicht so auf die Gründe eingegangen und habe jetzt aber eine Frage.
00:06:46: Was war deine Frage nochmal in Bezug darauf?
00:06:50: Im Konzept, wenn man das spürt, dass man dazu neigt, das zu traumatisieren, wie man diesen Prozess des Entliebens schafft, ohne dann dieses Gefühl mit sich herumzutragen, dass man vielleicht doch wieder zurückgehen sollte.
00:07:04: Ja, ja, okay.
00:07:08: Ich denke, diese Idee davon, dass Zeit alle Wunden heilt.
00:07:15: Es stimmt natürlich nicht so ganz, aber in dem Fall macht das schon was aus, dass die Zeit, die ich ohne Kontakt wirklich zum Ex-Partner oder zu meiner Ex-Partnerin habe, die macht das Ganze schon sehr, sehr viel leichter.
00:07:28: Also wenn ich eben nicht die ganze Zeit weiter chatte oder schreibe oder und nicht die ganze Zeit telefoniere oder weil es wird viele Impulse geben, vielleicht auch gerade, wenn, wie ich es vorgeschildert habe, eigentlich auch noch Liebe da im Spiel war und es trotzdem nicht geklappt hat.
00:07:45: Es wird viele Impulse geben, wieder zur Kontaktaufnahme und dem einfach nicht nachzugehen.
00:07:49: Also das ist wirklich eine große Frage auch von Disziplin zum Teil und einfach mir selber, das als Prämisse auch so zu stellen, auch aus Respekt vor... meinem Ex-Partner oder Ex-Partner.
00:08:03: Es ist auch eine Frage von Respekt.
00:08:04: Es ist einmal eine Frage von Selbstfürsorge für mich, aber auch Respekt diesem Menschen gegenüber, der mir eine lange Zeit vielleicht auch ein ganz wunderbares Leben auch mit zu gestalten geholfen hat.
00:08:18: Und da würde ich sagen, Zeit und einfach den Kontakt erst mal abzubrechen.
00:08:27: Oder was heißt abzubrechen, hört sich so hart an, deutlich zu reduzieren, ganz deutlich.
00:08:32: Und wenn ich merke, die Frage ist immer wie sehr und wie gut bin ich mit mir selber verbunden.
00:08:40: Ich spüre das ja, wenn ich merke, ich springe emotional so an oder ich habe so viele Gedanken, die auch noch so positiv sind, dann wäre umso mehr, wäre es... denke ich hilfreich den Kontakt erst mal auf Eis zu legen.
00:08:54: Also im Prinzip so ein bisschen Augen zu, also zählen wir zusammen bei den Augen durch?
00:09:00: Ja, ich würde sagen ein bisschen ja, ein bisschen ist das so.
00:09:03: Es gibt da nicht diese, zumindest in meinem Verständnis, nicht diese wahnsinnig tollen Kniffs oder Hilfestellungen, sondern Augen zu.
00:09:13: und da durchzugehen und sich auch auf die neue Beziehung zu konzentrieren, wenn sie denn schon da ist oder sonst und was ganz wunderbar ist, eigentlich auf sich selbst auch zu konzentrieren.
00:09:22: Auch das zeigt sich vorher schon auf die eigene Selbstreflektion, weil auch jede gescheiterte Beziehung wirkt ja unglaublich viel Möglichkeit für persönliches Wachstum auch.
00:09:34: Wenn es jetzt so ist, dass ich mich entschieden habe, mich zu trennen, ich möchte keinen Kontakt mehr, ich möchte keine alten Wunden aufreißen und Man ist dann auch schafft, sich daran zu halten.
00:09:45: Man ist aber schon in einer neuen Beziehung.
00:09:48: Sollte man das dann kommunizieren, wenn man merkt, ich denke trotzdem noch oft an die Person oder vielleicht sind da noch Gefühle da oder würde das unnötigerweise Schmerz verursachen?
00:10:02: Ich bin grundsätzlich immer für Offenheit.
00:10:06: Also Offenheit in allererster Linie, auch mir selbst gegenüber.
00:10:09: Wie offen kann ich mir selbst gegenüber sein?
00:10:12: Wie ehrlich kann ich mir selbst gegenüber sein?
00:10:15: Und natürlich hilft das auch, das offen zu kommunizieren.
00:10:20: Die Frage, die sich da aber für mich stellen würde, ist, ist denn mein jetzt neuer Partner, meine neue Partnerin?
00:10:28: wirkt sich die richtige Ansprechstörung dafür?
00:10:30: Und ich würde sagen, nein, weil wenn ich das umdreh und mir vorstelle, Meine Freundin, meine Frau möchte über ihren Ex-Partner mit mir jetzt wiederholt und auch emotional sehr berührt sprechen.
00:10:45: Ich glaube, eine gewisse Zeit könnte ich da vielleicht mitgehen, aber nicht zu lang.
00:10:50: Also ich würde mir sehr wünschen, dass meine Partnerin sich auch damit wirklich auseinandersetzt.
00:10:57: Ich würde mir aber auch sehr wünschen, dass das in einer gewissen Form geschieht, zum Beispiel.
00:11:03: Durch lange Spaziergänge mit einer guten Freundin von ihr oder vielleicht auch mit einer professionellen Unterstützung wäre mir sehr viel wohler.
00:11:15: Also quasi Offenheit, aber nicht unbedingt dann mit der aktuellen romantischen Beziehung als einfach irgendwie nichts sein muss.
00:11:23: Ja, es ist einfach schmerzhaft sonst.
00:11:25: Es führt zu viel Schmerz manchmal und auch zu viel Missverständnissen.
00:11:33: Und ich glaube, das ist übrigens ein Punkt, den er anspricht, der relativ häufig passiert.
00:11:37: Ich würde zu mir kommen häufig Paare, die sagen, ja, so ist das.
00:11:42: Und mein Partner ist noch mit seiner Ex-Freunde noch im Kontakt oder möchte.
00:11:47: Und wir haben da jetzt Tage und manchmal Wochen lang und Nächte lang darüber gesprochen.
00:11:52: Und wo ich denke, oh, wow, ja, okay.
00:11:55: Vielleicht war genau das gar nicht so gut, da tagelang drüber zu sprechen, ohne wirklich auch... Also das ist auch so eine Idee von mir, dass ich sage, so über Beziehung zu sprechen, so am Rand vielleicht noch, und das auch so in dieser Intensität von Tage, Wochen, Nächte lang, halte ich sowieso nicht unbedingt für empfehlenswert.
00:12:16: Also man kann natürlich über Beziehung sprechen, aber nur, wenn man wirklich in Beziehung auch ist, in Beziehung in Erste Linie mit mir selbst, dass ich... wirklich mitbekommen, was sind meine Gedanken, was sind meine Körperempfindungen, was ist mein Gefühl und das gut voneinander trennen kann und dann überhaupt die Möglichkeit hat mit einem anderen Menschen in Beziehung zu treten und auch diese Person wirklich wahrzunehmen und zu hören und zu fühlen und zu sehen.
00:12:44: Und das ist ja eigentlich so der Kernpunkt, warum es in Beziehung oft schwer wird, wenn man den Eindruck hat, ich fühle mich nicht mehr gesehen.
00:12:52: oder sie hört mich gar nicht mehr oder es sind noch Missverständnisse, dann liegt es nicht selten daran, nicht dass es zu wenig Austausch ist, sondern zu viel Austausch ohne wirklichen Beziehungen zu sein.
00:13:07: Und dafür gibt es ganz wunderbare Möglichkeiten, das auf eine sehr einfache Weise zu üben.
00:13:12: Aber da ist es meistens eher ein bisschen weniger und dafür mehr Qualität davon.
00:13:20: Manchmal passiert es quasi auch, dass Menschen diesen Schritt überspringen, erst mal sich ganz klar zu werden, was sie selber fühlen und was sie denken und was sie möchten und diesen Schritt quasi überspringen und direkt in die Kommunikation mit der Partnerin oder den Partner gehen.
00:13:35: Du sagst manchmal, ich würde sagen, das ist eher die Regel.
00:13:39: Und das ist ja auch das wiederum Gute an, an, an, an partnerschaftlichen Beziehungen, dass wir so viel lernen können.
00:13:46: Schau, allein diese, diese Wahrnehmung, dass ich setz täglich vor Menschen, die sagen, sie reden so viel über Gefühle und wenn ich ihn zuhör, dann sagen sie, ich hab das Gefühl, der liebt mich gar nicht und so weiter, ohne wirklich zu merken, hey, das ist gar kein Gefühl.
00:14:02: erst mal, das ist erst mal ein Gedanke.
00:14:04: Und der macht was mit mir und schlussendlich macht der auch ein Gefühl natürlich, aber erst mal ist es ein Gedanke.
00:14:10: Das ist das, was ich vorher meinte, das wirklich gut voneinander trennen zu können.
00:14:15: Und das lernen wir nicht so ohne Weiteres in unserer... Und wir lernen sogar oft, das eben gerade nicht in Verbindung zu bringen oder nicht voneinander auch dann trennen zu können, weil es oft zu schmerzhaft ist, wenn wir uns das wirklich auch in unserer ganzen Entwicklung spüren lassen, was wir da eigentlich wirklich denken, fühlen und spüren.
00:14:37: Es ist manchmal auch eine Notlösung sozusagen, das so ein bisschen zu kaschieren und so die Fuß durcheinander zu bringen.
00:14:44: Und das wieder zu entwirren ist sehr gut.
00:14:46: Also nochmal Gedanken und Körperempfindung und Gefühle.
00:14:52: Wenn man das gut, wenn man weiß, wo bin ich gerade unterwegs auf welcher Ebene, sehr hilfreich.
00:15:01: Ein bisschen komplizierter oder?
00:15:02: ein gutes Stück komplizierter wird, wenn man im Bereich der Polyamorie geht, weil da gehen ja teilweise wirklich auch Beziehungen ineinander über.
00:15:09: Also ich lebe selber Polyamor und ich hatte den Fall aber noch nicht, dass ich meine Frau wegen Liebeskummer hätte trösten müssen.
00:15:16: Sie hat es aber mal erlebt und hat gemeint, also bei einem freundeten Paar, und das war für die, da war für die Frau, also nicht für meine, sondern für die Frau des anderen Paars, sehr skurril, dass sie ihren Mann wegen Liebeskummer trösten musste, obwohl sie ja mit ihm zusammen war.
00:15:32: Wie entwirrt man dann so eine Situation?
00:15:34: Weil da muss man ja zwangsläufig irgendwie drüber reden.
00:15:38: Obwohl er meint, dass es besser wäre, strecken wir sie die Dinge erst mal so ein bisschen mit sich selber auszumachen und sich klar zu werden, was man eigentlich möchte.
00:15:44: Ja, Christian, gar nicht so sehr nur mit sich selber ausmachen, sondern eben mit den dafür geeigneten Personen.
00:15:52: Und das zweifle ich an, auch in einer polyamorösen Beziehung, dass das... Es ist immer sehr individuell zu betrachten, auch bei Paaren, die Polyamor unterwegs sind, es ist so, ja gut, es gibt manche, die sind wirklich gar nicht eifersüchtig und die können sich vielleicht tatsächlich sehr gut damit auseinandersetzen mit dem Liebeskommer des Partners.
00:16:11: Aber die allermeisten, die ich getroffen habe, empfinden auch in Polyamor bzw.
00:16:17: irgendwann so etwas wie eine Eifersucht.
00:16:21: Da ist es sehr wichtig dann, und gerade in dieser Art von Beziehung, auch zu sich zu stehen und auch wirklich zu sagen, okay, das ist, obwohl ich mich so gerne so weit öffnen möchte, wieder genau zu schauen, wie weit ist denn mein Wunsch vielleicht von meiner Kapazität in diesem Moment wirklich entfernt.
00:16:41: Und deswegen, ich würde, du hast gefragt, wie kann man das denn entwirren wieder?
00:16:46: So habe ich es verstanden.
00:16:49: Ich würde versuchen, das erst gar nicht so wir werden zu lassen, um danach nicht so viel zu entwirren und es würde für mich so funktionieren, erst mal davon auszugehen, dass nochmal mein Partner, mein jetziger Partner oder meine Partnerin nicht wirklich die beste Ansprechperson ist, um meinen Liebeskummer irgendwie aufzuarbeiten.
00:17:10: Das ist das eine.
00:17:14: Andere.
00:17:14: vielleicht ist auch das trotzdem ja auch der neue Partner oder Partnerin sehr heilsam sein kann für Liebeskommer, aber eher nicht indem ich darüber rede, sondern indem ich einfach neue Erfahrungen machen kann.
00:17:25: Es kann zum Beispiel sein, dass ich in der alten Beziehung sehr oft kritisiert wurde oder abgewertet wurde und ich merke jetzt in der neuen Beziehung, wow, hier passiert ganz was anderes.
00:17:36: Hier mache ich eine ganz neue Erfahrung.
00:17:38: Hier kann ich mich so zeigen, und bin nicht ständig im Dauerbeschuss von Kritik oder Abwertung oder sonst etwas.
00:17:45: Und diese Form von heilsamen Fekten der neuen Beziehung, die sind sehr zu begrüßen, aber nicht in Liebeskummer zu trösten meines Partners, halte ich nicht für eine gute Idee.
00:17:58: Ich kann versuchen, auf der Ebene des Verstehens da schon so mitzugehen, in eine gewisse Weise, aber es ist total wichtig, auch da wieder, Immer nur, wenn ich gut bei mir bin und merke, oh, was macht das mit mir gerade?
00:18:12: Was löst das für Gedanken aus?
00:18:14: Was passiert in meinem Körper?
00:18:15: Was sind da für Gefühle?
00:18:17: Und dann, da sage ich mal den Stecker zu ziehen, wo ich merke, das wird mir viel zu heiß hier gerade.
00:18:24: Das ist, da überhitzt mein System sozusagen im Bild gesprochen und da lieber den Stecker dann zu ziehen.
00:18:31: Das heißt auch in dem Bereich wäre es sinnvoll, Tatsächlich Dinge mit einer guten Freundin oder einem guten Freund zu besprechen, statt den eigenen Partner damit oder die Partnerin damit reinzuziehen.
00:18:40: Ja, würde ich sagen.
00:18:42: Würde ich sagen.
00:18:44: Und wenn aber Freundschaften sind ganz wunderbar dafür, nur manchmal haben Freundschaften auch so ein bisschen die Neigung oder Freundin oder Freundinnen einem dann sehr irgendwie auch nicht einen sehr schonen zu wollen oder es einem gut zu meinen und dann auch nicht so konfrontieren.
00:19:01: Und das ist dann vielleicht für den Anfang ganz gut, dass es nicht ganz so wund ist, aber auf Dauer, also mittel- und langfristig ist da dann relativ wenig Wachstumspotenzial und da ist dann manchmal eben auch eine Unterstützung von einem bezahlten Freund, von einem Unterstützer, Unterstützerin einfach ganz hilfreich, weil diese Konfrontation auch mit den eigenen blinden Flecken, die ist eigentlich das, was so die Nage sind auf unserem Weg, wo wir sagen, oh wow, da können wir wirklich lernen.
00:19:32: Das würde ich nicht auslassen wollen.
00:19:36: Jetzt hatten wir schon ganz kurz über Eifersucht gesprochen und das ist ja doch immer noch eine Emotion, die oftmals ein bisschen verteufelt wird.
00:19:44: Also so nach dem Motto, du musst nur mit dir im Reinen sein, dann bist du nie eifersüchtig.
00:19:51: Ja.
00:19:52: Also gibt es sowas wie berechtigte Eifersucht, kommt es eher darauf an, wie man damit umgeht.
00:19:58: oder ja, wie stehst du da dazu, Markus?
00:20:01: Interessant ist auch, dass du das, wie wir das so gemeinen tun, als Emotion bezeichnen, Eifersucht.
00:20:08: Also Eifersucht zum Beispiel, für mich ist keine Emotion, ist kein Gefühl.
00:20:12: So ein Eifersucht ist auch so ein Varges, diffuses, schmerzhaftes Empfinden, was darunter ganz, ganz häufig erst mal, wenn du... Ich versuche es mal wirklich zu vereinfachen, aber wenn ich mit Menschen arbeite, die eine starke Eifersucht erleben, dann ist es so, dass meistens darunter sowas wie eine Wut oder eine Verzweiflung, eine Hilflosigkeit sich verbirgt.
00:20:35: und wenn wir dann noch tiefer gehen, kommen wir so gut wie immer wirklich zu einer Traurigkeit und einer Angst verlassen zu werden und so.
00:20:43: Und das auch zu entwirren und zu schauen, wo sind wir denn da gerade unterwegs?
00:20:47: Das wäre mal das Erste, was für mich wichtig wäre.
00:20:50: und dann Auf die Frage, glaube ich, so habe ich es noch in Erinnerung.
00:20:55: Gibt es eine berechtigte Eifersucht, zeigt es nur.
00:20:57: Und ich würde sagen, na klar.
00:20:59: Na klar, gibt es sowas wie berechtigte Eifersucht.
00:21:04: Nach meiner Vorstellung ist das dann irgendwie auch angemessen, wenn wir gewisse Regeln vereinbart haben, wie wir leben, ob das dann monogarm oder wie auch immer ist.
00:21:13: Aber das spielt überhaupt keine Rolle, sondern die Beziehungsformen.
00:21:18: Spielen sowieso keine Rolle, würde ich persönlich sagen.
00:21:21: Das Einzige, was wirklich wirklich wirklich wichtig ist, ist, leben wir in der Beziehung, in der wir uns beide sicher fühlen können.
00:21:29: So durch die ganze Entwicklung, auch jetzt zum Beispiel die Polyvagal Theorie von Stephen Porches, wo wir einfach sehen, was macht das mit uns, wenn wir in Stress geraten, dann ist es umso wichtiger in Beziehung, immer wieder dafür zu sorgen, dass wir in der sicheren Beziehung leben.
00:21:45: Und wenn wir gewisse Regeln vereinbaren oder wenn wir, was viele Menschen ja noch nicht mal machen, deren Mietvertrag ist besser ausdifferenziert als wie ihre Beziehung, die sie irgendwie mal vielleicht auch festgelegt haben oder zumindest definiert haben, wo sie sagen, okay, das und das sind unsere Regeln, das ist für uns wichtig.
00:22:06: Und wenn mein Partner sich daran nicht hält oder meine Partner sich daran nicht hält, dann würde ich sagen, ist das, was wir allversucht nennen, berechtigt.
00:22:15: Und dann kann ich aber auch selber merken, wie weit ist das auf diese aktuelle Situation jetzt bezogen?
00:22:21: Oder wie weit schwingt da noch was mit aus der Vergangenheit?
00:22:25: Und das merke ich meistens an meiner emotionalen Reaktion.
00:22:28: Einmal kann ich vielleicht hingehen, wenn meine Partnerin flirtet mit irgendjemand und ich merke, wow, das wird richtig, richtig heiß hier.
00:22:35: Und sagen, sie vielleicht ganz charmant entführen mit einem Augenzwinkern wieder.
00:22:40: oder ich kann eine Szene machen, aber an beiden Reaktionsformen merke ich schon, auf was ich gerade reagiere oder kann ich immer besser merken, auf was ich gerade reagiere.
00:22:51: Es gibt ja Fälle, da sind Menschen chronisch oder fast krankhaft eifersüchtig und dann gibt es wiederum diese Fälle, die du gerade beschrieben hast, die sich für mich sehr normal anhören, also so.
00:23:00: tatsächlich auf eine gewisse Art und Weise berechtigt.
00:23:03: Und das, da gehören ja dann, wenn ich dich richtig verstanden habe, zwei Menschen dazu eine Beziehung zu schaffen, die so sicher ist, dass keiner oder keine von beiden sich überhaupt Grund hat, eifersüchtig zu sein.
00:23:13: Das würde
00:23:13: ich sagen, überhaupt Grund, kein Grund hat eifersüchtig zu sein.
00:23:17: Und oder wenn dann doch vielleicht ein Grund auftaucht, beide auch dafür verantwortlich sind, damit in der Weise umzugehen, die wieder dann in eine Sicherheit führt.
00:23:27: Das ist ja das, was wir aus der Bindungstheorie auch sehen, also frühkindlichen Entwicklungsthematiken, dass dieses Missmatching, dass das ja beziehungsfördernd ist.
00:23:37: Das heißt, wir machen was aus, wir machen eine Regel aus und wir merken, oh, an dieser Stelle bist du aber, hast du die Regel vielleicht nicht ganz beachtet, was jetzt nicht unbedingt eine Katastrophe sein sollte, sondern eben eine Form von Missmatching.
00:23:49: Hier ist irgendwie ein bisschen, was ich nenn jetzt Masalob, schiefgegangen und das nutzen wir aber.
00:23:54: um uns noch besser zu verstehen, um noch genauer zu verstehen, was brauchst du, was brauch ich?
00:24:01: Und damit gehen wir eigentlich immer mehr in die Tiefe.
00:24:03: Und diese kleinen Ausrutscher sozusagen sind hier eigentlich wunderbare Möglichkeiten, um gemeinsam dann auch wiederum zu wachsen.
00:24:10: Und beide sind dafür verantwortlich.
00:24:12: Na klar, das ist nicht nur einer.
00:24:14: Jetzt haben wir von sich sicher fühlen gesprochen.
00:24:18: Manchmal ist es ja aber durchaus so, dass die Angst verlassen zu werden, vielleicht tatsächlich Realität werden kann.
00:24:24: Also es kann ja immer passieren, dass eine Seite vielleicht dann doch nicht mehr ganz so glücklich ist oder woanders vielleicht glücklicher sein könnte.
00:24:33: Dann ist es wahrscheinlich eher eine Frage, wie man einfach mit dieser Angst umgeht.
00:24:36: Oder ist es doch eine ganz konkrete Aufgabe, so einen Raum zu schaffen, wo sich beides in der Hinsicht total sicher fühlen?
00:24:48: Du sprichst von Angst und ich würde sagen, wenn in mir, also in mir gibt es ein Bewusstsein, dass alles endlich ist, auch Beziehungen endlich sind, klar.
00:25:00: Und wenn daraus aber eine Angst entsteht, dann würde ich schon vermuten, dass hier irgendwie noch was anderes mit rein spielt.
00:25:12: Und in dem Moment, wo die Angst rein spielt, verlassen zu werden, haben wir es meistens wirklich dann damit zu tun, dass wir einfach eine Art von Reinszenierung wahrnehmen.
00:25:22: Und mit Reinszenierung meine ich, ich reagiere auf etwas, was nicht die aktuelle Situation ist, was nicht wirklich mit meinem Partner, meiner Partnerin zu tun hat.
00:25:34: Das ist wie ein, heute nennen wir es Trigger, okay?
00:25:36: Klar, aber es ist, in mir wird was aktiviert, okay?
00:25:42: Und auch das ist, passiert in Beziehung und auch das kann wieder.
00:25:47: Und ihr merkt es vielleicht, ich schaue immer, wo ist das Wachstumspotenzial, weil wir sind oft in Beziehungen, wo wir uns manchmal fragen auch, wow, oder zumindest in bestimmten Abschnitten, warum bin ich eigentlich mit diesem Menschengrad zusammen?
00:26:01: Und für mich stellt sich dann die Frage, solange wir gemeinsam noch wachsen, macht das Sinn.
00:26:07: Und wenn wir irgendwas verwalten oder stagnieren oder uns total abtörn in die ganze Zeit, dann macht das keinen Sinn.
00:26:14: Und deswegen immer die Frage, wo wachsen wir noch?
00:26:16: Und wenn Angst zum Beispiel in den Spiel kommt, dann bin ich, würde ich sagen, nicht verantwortlich in dem Sinn für die Angst meines Partners, also aber auf keinen Fall dazu führen darf, was ich auch ganz oft höre.
00:26:30: Das ist jetzt dein Problem, damit habe ich nichts zu tun.
00:26:32: Naja, wenn es dein Problem ist, wird es irgendwann auch mein Problem sein, wenn ich nicht in der richtigen Weise damit umgehe.
00:26:38: Und nicht in der richtigen Weise damit umgehen heißt, ich versuche das zu blocken, weil ich Sorge habe, da kommt jetzt irgendwas, was wiederum meine Themen so stark triggert, dass ich damit wiederum auch nicht umgehen kann.
00:26:50: Und was ich da total empfehle, sind diese drei Ebenen auch da wieder zu gucken, wo bin ich unterwegs.
00:26:57: Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern es ist von Schulz von Ton, dem Kommunikationswissenschaftler, der hat in seinem neuesten Buch miteinander reden, der viel davon, aber in dem neuesten, diese drei Ebenen von Verstehen, Verständnis und Einverständnis.
00:27:12: Ich kann mich öffnen und versuchen zu verstehen, was ist deine Angst.
00:27:16: Ich kann auch ein Gefühl dafür entwickeln und dann bin ich auf der Ebene des Verständnis.
00:27:23: Ich muss aber nicht damit einverstanden sein, dass ich jetzt die Ursache für deine Angst sein soll.
00:27:30: Da spätestens würde ich sagen, nicht weitergehen, sondern aber im Verstehen und im Verständnis.
00:27:35: da kann man sich begegnen.
00:27:37: Spannend.
00:27:38: Und ab wann wird dann so eine Eifersucht zu dominierend?
00:27:43: Also ab wann würde man von krankhafter Eifersucht sprechen oder von einer Eifersucht, wo man sich auf jeden Fall Hilfe suchen muss?
00:27:51: Also krankhaft oder eben auch wahnhafter Eifersucht, wie man das ja nennt, ist so dann, wenn die.
00:28:00: Man erkennt es meistens daran, dass die Konflikte einfach zunehmen in der Beziehung und dass sich ganz häufig es sich darum dreht, dass so ein Misstrauen zum Ausdruck kommt, dass man merkt, ich habe fast gar keine Möglichkeit und das ist ja eigentlich das Griesenproblem bei wahnhafter Eifersucht, dass ich kann ja als Partner machen, was ich will, ich werde immer verlieren dabei.
00:28:27: weil ich kann versuchen, mich dafür zu eröffnen und dann ist es ein Fass ohne Boden oder ich kann versuchen, irgendwie das zu umgehen.
00:28:34: Ich sage dann von mir aus, ich treff mich, also es gibt genügend Beispiele, ich möchte gar nicht die Beispiele gehen, sondern es ist einfach so wie, ich kann nur verlieren bei wahnhafter Eifersucht und da ist spät, ist es dann wirklich der Punkt zu sagen, ich bin dafür als Partner nicht mehr zuständig und es ist möglichst früh zu kommunizieren auf eine ganz erst mal auch solange ich noch in einer liebevollen Weise und auch in einer verständnisvollen Weise das zum Ausdruck bringen kann und noch nicht in dieses komplett blocken geh.
00:29:03: und ich das ist nicht mein problem das ist deins weil das passiert dann meistens so ein ganz früh zu erkennen.
00:29:09: hier ist die grenze.
00:29:11: also ich ich versuche zwar zu verstehen wie kommt es dazu vielleicht oder ich kann mit ihr sprechen aber auch nicht tage nächtelang.
00:29:18: aber ich bin nicht bereit mein eigenes leben und meine eigenen Bedürfnisse dann einzuschränken, nur um deinen Schmerz kurzfristig zu reduzieren.
00:29:30: Das ist überhaupt keine gute Idee und da kann ich nur jedem empfehlen, ganz machtsam zu sein, wenn es so zu Kontrollversuchen kommt und wenn es immer wieder zu Konflikten kommt, dann wirklich frühzeitig die Reißleine ziehen und sagen, stop, hier kommen andere Themen mit rein, da brauchst du Unterstützung.
00:29:49: Und da braucht es dann auch meistens eine professionelle Unterstützung.
00:29:52: Also das ist wahrscheinlich dann so spätestens, wenn irgendwie das Handy kontrolliert wird oder was ist echt der Standort?
00:29:59: Absolut
00:30:00: und in ein paar Beratungen sehe ich das ganz häufig.
00:30:03: Es ist doch vielleicht ein kleines Beispiel, dass dann der Partner, der bombardiert wird mit Vorwürfen, dann vielleicht oft Frauen, die dann sagen, hey okay, dann lege ich mein Handy hin, du kannst reinschauen, du kannst immer Zugang haben und so weiter in so einer Pseudo.
00:30:19: Offenheit, dann sozusagen.
00:30:21: Und das erweist sich dann eben nie als eine gute Idee, weil dieser Schuss geht so gut wie immer nach hinten los.
00:30:31: Warum geht der Schuss nach hinten los?
00:30:32: Weil eigentlich, wenn ich sowas höre, würde ich als Laie erst mal denken, okay, alles klar.
00:30:36: Da zeigt jemand völlige Transparenz, es müsste den eifersüchtigen Partner oder die eifersüchtige Partnerin doch eigentlich beruhigen.
00:30:44: Ja, aber genau das tut sie eben nicht, weil es nicht darum geht, weil es nicht um die aktuelle Beziehung geht.
00:30:49: sondern weil es um eine Beziehung geht, die vielleicht schon zwanzig, dreißig, vierzig Jahre her ist.
00:30:55: Und das ist meistens eine Beziehung zu frühen Bindungspersonen.
00:30:59: Und das kann man nicht so pauschalisieren.
00:31:04: Natürlich ist es nicht immer so, aber es ist so sehr signifikant gehäuft so, dass man sagen kann, ja, meistens geht es nicht um diesen Menschen und deswegen kann dieser Mensch mir mit dem, was er da macht, auch nicht helfen.
00:31:18: Und er kann sich noch so transparent zeigen, es wird immer wieder, zumindest ist das meine Erfahrung, irgendein kleines Häkchen geben und man sagt, ja okay, aber hier, guck mal da.
00:31:28: Und da stimmt es dann doch nicht überein, was du sagst und wie du agierst und so weiter.
00:31:33: Also diese Form von Pseudotransparenz würde ich unbedingt vermeiden.
00:31:38: Und der Mensch hat ja auch ein Stück weit ein Recht auf Privatsphäre, oder?
00:31:41: Also ist das nicht auch ein natürliches Bedürfnis?
00:31:44: Absolut.
00:31:45: nicht alle Nachrichten teilen zu wollen oder?
00:31:50: Na klar, wir sind ja immer noch sozusagen Einzelwesen, die sich für eine bestimmte Zeit zusammenfinden und in dieser Zeit dafür sorgen können, dass sie selber und ihr Partner einfach selbst und gemeinsam wachsen können.
00:32:10: Und Kontrolle unterbricht immer Wachstum.
00:32:16: Also so eine starke Kontrolle.
00:32:19: Und zeig dir auch, dass da eine Not ist.
00:32:22: Und wenn ich diese Not nicht erkenne und die dann auch, wie ich es vorher sagte, ja meistens professionell behandeln lasse auch.
00:32:31: Und das geht übrigens oft sehr, sehr gut.
00:32:34: Aber nicht so sehr durch verstehen.
00:32:37: Weil verstehen oder ahnen tun die meisten eh schon, dass es hier gar nicht um die aktuelle Situation geht.
00:32:42: Also das ist dann der nächste schwierige Punkt.
00:32:44: Ich kann auch zu einem Therapeuten gehen, um mit ihm darüber reden.
00:32:47: Und er sagt mir, guck mal, es hat vielleicht da irgendwie mit was zu tun, was dreißig Jahre her ist.
00:32:51: Und ich sage, oh ja, fehlt mir ein.
00:32:53: Aber das darüber reden hilft nicht.
00:32:57: Auch da braucht es irgendwie einen Zugang, insbesondere auch zu einer gewissen Körperlichkeit, zum Spüren und um diesen alten Schmerz dann zu integrieren.
00:33:09: Und auch... zu absorbieren und dann wieder los zu werden.
00:33:14: Das ist der Prozess, der im therapeutischen dann läuft.
00:33:17: Also dieses darüber reden hilft nicht in der Beziehung und hilft auch nicht mit Therapeuten.
00:33:21: Das ist nur kurzzeitig dann eine Verbesserung, aber nicht wirklich nachhaltig.
00:33:26: Du hast jetzt schon mehrmals die Wichtigkeit von Wachstum betont und vorhin auch gemeint, dass es nicht gut für ein Paar ist stagnieren.
00:33:33: Gibt es auch sowas trotzdem wie eine positive Stanglation, zum Beispiel bei Paaren, die schon sehr, sehr lang verheiratet sind, falls sie nicht zwanzig, dreißig, vierzig Jahre, die sich im Prinzip nicht mehr weiterentwickeln, aber die zusammen als Einheit so glücklich sind, dass sie eigentlich auch gar keine Entwicklung mehr brauchen?
00:33:48: Ich schaue hier gerade raus, ich bin gerade hier zu Hause in Bayern und habe hier eine weite Landschaft vor mir und da gibt es viele Höfe und da erlebt man das manchmal, dass ... Alte Männer und Frauen, also als Paar, so auf ihrem Haus Bankgall dann so nebeneinander sitzen und irgendwann sagen die dann Mama und Papa zueinander.
00:34:11: Und das finde ich ganz rührend.
00:34:12: oft, das habe ich schon mehrmals gehört, weil irgendwie kommt es dann dabei auch zum Vorschein, mit wem sie sich da so verwechseln und das ist oft die Situation, wo man einfach sich auf Stagnation geeinigt hat.
00:34:23: Also so dass wir sagen, okay, wir tun uns nicht weh, wir tun uns nichts mehr.
00:34:28: Wir bleiben einfach so auf diesem Level, wir sitzen hier und also nicht nur diese Menschen, sondern auch im urbanen Feld ist es natürlich.
00:34:35: Es gibt ganz viele Situationen, wo wir sagen, wir vermeiden zum Beispiel Gespräche, die in die Tiefe gehen, weil wir spüren, da ist so viel auch verborgen, was uns vielleicht wehtut.
00:34:48: Und wenn man sich darauf einigt, okay, kann man machen, meins wäre es nicht.
00:34:56: Ich habe mal gelesen, dass diese Reflexionszeit oder generell die Zeit mit sich allein nach beispielsweise einer Trennung total wertvoll ist, aber man erst so richtig lernt oder wächst in Beziehung mit anderen.
00:35:10: Würdest du dem zustimmen?
00:35:12: Nein, dem würde ich nicht zustimmen.
00:35:15: Also wir sind soziale Wesen, ganz klar, und wir ... Wir können ganz wertvolle Wachstumsprozesse mit anderen Menschen erleben und auch insbesondere mit anderen Menschen.
00:35:27: aus meiner eigenen Erfahrung.
00:35:29: Ich möchte auch keine allgemeine Regel machen, aber aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, ich brauche ganz viel Zeit dann auch immer wieder, um zu verdauen oder auch um einfach Zeit für mich, um mich selber... Bühnen zu können, um mich selber, mir selber nah zu sein.
00:35:49: Und das ist für mich eigentlich, wie ich nenn es jetzt nicht Vorbereitung, aber das ist die, die Basis im Grunde eben um überhaupt, ich komme da nochmal drauf zurück, um überhaupt in Beziehung mit anderen Menschen treten zu können.
00:36:01: Deswegen ist es nicht entweder oder, sondern das eine, nämlich die gute Verbindung mit mir, ist die Voraussetzung für die gute Verbindung mit dir und mit der Welt.
00:36:12: Und deswegen gehört beides zusammen.
00:36:16: Dann vielen, vielen Dank fürs Gespräch.
00:36:18: Ich fand es sehr, sehr spannend.
00:36:21: Tolle Einblicke auch.
00:36:23: Und genau, wir freuen uns, dass du da bist.
00:36:26: Vielen Dank auch von mir.
00:36:28: Und es war sehr lehrreich.
00:36:30: Liebe Wohnneker, liebe Christian, vielen Dank für die Einladung.
00:36:34: Hat mir Spaß gemacht, hat mir Freude gemacht mit euch und alles Gute.
00:36:37: Und euch da draußen beim Zuhören, wir hellen uns in einem Monat wieder.
00:36:40: Bis zum nächsten Mal.
00:36:41: Ciao.
00:36:42: Bis da.
00:36:43: Tschüss.
00:36:49: Mehr von uns gibt's auf nordbayern.de und nn.de.
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